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Nachruf für Herrn Prof. Schade

Das Jahr 1933 sollte ein bedeutsames Jahr werden, nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Psychologie. Neben Yoko Ono, Jean Paul Belmondo und dem bekannten Sozialpsychologen Philip Zimbardo wurde am 28.07. in turbulenten Zeiten unser geschätzter Kollege Burkhard Schade im schönen Sauerland geboren. Er entschloss sich nach erfolgtem Schulabschluss Psychologie in Berlin, Frankfurt und Bonn zu studieren. Seine Dissertationsschrift aus dem Jahr 1967 trug noch den Titel „Das Studium im Ausland als psychologischer Prozess - Orientierungsprobleme bei Studenten aus Entwicklungsländern an deutschen Hochschulen“, aber bereits kurze Zeit später wandte er sich „eher durch Zufall“, wie er später in einem Interview sagte, der Rechtspsychologie zu.

Es sollte eine gute und richtige Entscheidung sein. Aufgrund des hohen Bedarfs an rechtspsychologischer Expertise und des Mangels an qualifizierten Rechtspsychologinnen und Rechtspsychologen gründete er 1989 zunächst noch an der Universität Dortmund die Arbeitsstelle für Forensische Psychologie, die sich mit rechtspsychologischen Themen in Forschung, Lehre und Praxis befasste. Sein Engagement galt dabei insbesondere der Fortbildung und Qualifizierung von Psychologinnen und Psychologen im Bereich der Rechtspsychologie. Nach seiner Emeritierung gründete Burkhard Schade gemeinsam mit Berufskollegen das Institut für Forensische Psychologie in Dortmund, welches sich rasch als eines der renommierten rechtspsychologischen Institution in Deutschland etablierte. Im Jahr 1997 waren dort bereits 14 Psychologinnen und Psychologen tätig, die sich insbesondere mit familienrechtspsychologischen und aussagepsychologischen Fragestellungen in Lehre und Praxis beschäftigten. Die Besonderheit: Anstatt als „Einzelkämpfer“ wurden die familienrechtspsychologischen Gutachten aus Dortmund von zwei Personen bearbeitet, denn: „Auf zwei Schultern lässt sich diese Belastung leichter tragen“, so Burkhard Schade. Entscheidend für dieses Vorgehen war jedoch vorrangig die Qualitätssicherung, ein Anspruch, der für Burkhard Schade bei all seinem Wirken immer handlungsleitend blieb.

Im Jahr 2013 löste sich das Institut für Forensische Psychologie in Dortmund auf und Burkhard Schade gründete mit von ihm ausgebildeten Rechtspsychologinnen und Rechtspsychologen als Partner sein zweites rechtspsychologisches Institut, das RechtsPsychologische Zentrum Bochum (RPZ). Auch dort blieb das Markenzeichen erhalten - familienrechtspsychologische Gutachten werden zur Qualitätssicherung von zwei Personen erstellt.

Ziel der rechtspsychologischen Tätigkeit von Burkhard Schade war immer, Fehlurteile zu verhindern und durch klugen Sachverstand und mittels psychologisch-wissenschaftlicher Expertise zur gerichtlichen Wahrheitsfindung beizutragen. Alle im Institut für Forensische Psychologie und im RechtsPsychologischen Zentrum Bochum ausgebildeten Psychologinnen und Psychologen profitierten bei der Ausbildung nicht nur von seiner Fachkompetenz, sondern auch von seiner Herzlichkeit, Güte, seinem Charme und seinem Wortwitz. Burkhard Schade wusste nicht nur im Gerichtssaal durch seine charismatisch-eloquente Art zu fesseln, er konnte auch jedes Grillfest durch sein ansteckendes Lachen, durch sein spitzbübisches Lächeln und durch seine in vielfältigen Reisen nach Südamerika verfeinerte Lebenskunst bereichern. Burkard Schade war ein gefragter Spezialist insbesondere in Sachen Aussagepsychologie, nicht nur in Deutschland, auch in Chile, wo er Vorträge in fließendem Spanisch hielt und ebenfalls als Aussagepsychologe in Gerichtsprozessen tätig war. Er schrieb zahlreiche Fachveröffentlichungen und prägte durch sein fachliches Wirken die deutsche Rechtspsychologie bedeutsam mit.

Am 08.09.2022 verstarb unser geschätzter Freund und Kollege Prof. Dr. Burkhard Schade. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, seiner Frau, seinen Kindern, seinen Enkeln und Urenkeln. Er hinterlässt eine große und schmerzliche Lücke auch im RechtsPsychologischen Zentrum Bochum. Er wird uns fehlen! In unserer Erinnerung, unseren Gedanken und im fachlichen Handeln wird Burkhard Schade jedoch weiter bei uns - und immer ein partnerschaftlicher Teil des RPZs Bochum sein.